Nicht Endlich!, weil jemand diese Forderungen stellt oder endlich diese laut ausspricht, denn diese Forderungen gibt es schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten. Sondern Endlich! finden diese Forderungen nun Gehör und werden von einer breiten Öffentlichkeit aufgegriffen.
Nicht nur dafür gebührt Almuth Schult, Bibiana Steinhaus, Claudia Neumann, Gaby Papenburg, Helen Breit, Jana Bernhard, Katja Kraus, Katharina Kiel und Sandra Schwedler und dem Team um sie herum allen Respekt, denn sie sind Vorbilder und vereinen geballtes Fachwissen auf dem Gebiet.
Alle Forderungen sind unterstützenswert und auch wir von Equaletics stehen zu 100% dahinter. Wir schätzen es, dass nicht nur pauschale Aussagen wie “Ihr müsst mehr für Frauen im Fußball tun” in den Raum geworfen, sondern konkrete Forderungen formuliert wurden.
Doch bei aller Euphorie und entfachten Diskussionen rund um das Thema, sollten ein paar Dinge jedoch nicht vergessen werden.
Nur ein Teilaspekt
Am 21.05. fand der erste Female Football Academy Kongress statt. Den Start der Veranstaltung machte eine Diskussion rund um Diversität im Fußball. Mit auf dem Podium dabei: Tugba Tekkal, Nia Künzer, Christian Rudolph, Nina Probst und von Equaletics Lisa Kalina. Tugba Tekkal ließ dabei einmal den Satz fallen: “Ich hab nichts gegen Großdenken”. Liebe Tugba: Wir auch nicht!
Bei der Diskussion rund um die Neustrukturierung des deutschen Fußballs herrscht weitestgehend Konsens über das übergeordnete Ziel: Einen zukunftsfähigen Fußball für alle schaffen!
Die Lösung der Anfangs genannten Aktion “Fußball kann mehr”: Mehr Frauen in Führungspositionen bringen und entsprechende Strukturen schaffen. Ist das die Lösung des Problems? Ja! Aber wir finden auch: Nicht ausschließlich.
Fußball für alle bedeutet mehr, als einen Fußball für Männer und Frauen. Es bedeutet auch einen Fußball zu schaffen, der geschlechtliche und sexuelle Vielfalt auch außerhalb des binären Systems lebt und zelebriert. Ein Fußball, in dem sich jung und alt wiederfinden. Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte, Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen jeden Bildungsgrades und aus allen sozialen Klassen und Menschen jeder Religion oder eben Nicht-Religion eine Platz haben und sich willkommenfühlen.
Wir finden: Wenn wir den Fußball revolutionieren, dann radikal! Wir wollen in zwei Jahren nicht die gleiche Diskussion erneut führen. Hier und jetzt sollen alle Menschen und ihre Vielfalt im gesamten Fußball repräsentiert werden.
Daher haben wir uns die Freiheit genommen, die Forderungen ein bisschen zu modifizieren:
Miteinander statt gegeneinander
Ein weiteres Anliegen ist uns zudem ziemlich wichtig: In den letzten Tagen und Wochen verging kaum ein Tag, an dem “DER DFB” keine Schlagzeilen schrieb und an dem auf ihn eingeprügelt wurde. Doch wer in der Diskussion immer pauschal von “DEM DFB” schreibt, beweist nur, dass er*sie sich entweder nie intensiver mit der Organisation des Verbands auseinandergesetzt hat oder einfach nur polarisieren möchte. Der DFB ist mehr als die wenigen Personen, die sich gerade sehr medienwirksam geäußert haben und definitiv zurecht kritisiert werden. Der DFB ist genauso seine 500 Mitarbeiter*innen.
500 Mitarbeiter*innen, die nicht wegen des Geldes beim DFB arbeiten, denn anderweitig kann man sicher mehr verdienen. Sondern 500 Mitarbeiter*innen, die den Fußball eben auch lieben. Die versuchen progressive Ideen auf den Weg zu bringen. Die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man Vielfalt fördern und Frauen im Sport stärken können. Die eine Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sowie Anlaufstellen in jedem Landesverband für Gewalt- und Diskriminierungsfälle eingeführt haben. Die Leadership Programme auf den Weg gebracht haben, das Thema Umwelt im Fußball voranbringen, internationale Programme umsetzen und noch vieles mehr.
Und 500 Mitarbeiter*innen, die verzweifeln und um ihren Job bangen, wenn wieder einmal “der DFB” kritisiert wird, wofür sie nichts können und wenn sie von Freund*innen und Bekannten angesprochen werden, was sie jetzt wieder gemacht haben. 500 Mitarbeiter*innen, denen jeder Schritt in die richtige Richtung als Green oder Social Washing ausgelegt und deren Arbeit massiv eingeschränkt wird. Und 500 Mitarbeiter*innen, die an den gleichen Herausforderungen scheitern wie wir: politischen, gesellschaftlichen, finanziellen und sportpolitischen Herausforderungen. Veränderung geschieht nicht über Nacht und braucht definitiv auch kritische Worte, aber die immer und immer wieder zu kritisieren, die eigentlich auf der richtigen Seite stehen, ist sicherlich nicht die Lösung.
Um den Fußball tatsächlich zu revolutionieren braucht Mut, Courage, Optimismus, progressive Lösungsansätze, Durchhaltevermöge, kompetente Menschen und noch einiges mehr. Aber vor allem braucht es eins: Zusammenhalt. Was dabei rauskommt, wenn nicht mit-, sondern gegeneinander gearbeitet wird, haben wir in den letzten Wochen, Monaten und Jahren zu genüge gesehen. Und zu einer guten Zusammenarbeit und Veränderung wollen auch wir von Equaletics einen Teil beitragen. Wenn es uns allen gelingt unsere Kräfte und Visionen zu bündeln, dann kann der Fußball nicht nur mehr, er kann viel mehr!